17. Februar 2021

Carsten Klude im Börsen Radio: "Das Ende der Fahnenstange an den Börsen ist noch nicht erreicht"

Während in der Realwirtschaft die Corona-Pandemie weiter für trübe Stimmung sorgt, frohlocken die Börsen. Von Krise keine Spur. Der Dax steht bei mehr als 14.000 Punkten, aus den USA werden Rekordstände gemeldet und auch aus Japan kommen gute Nachrichten. Wie kommt´s?  

„Für Aktienanleger kann man fast von der besten aller Welten sprechen“, sagt Carsten Klude, Chefvolkswirt von M.M.Warburg & CO. Für die historischen Rekordstände sieht der Experte zwei Gründe: zum einen die Erwartung, dass sich die Wirtschaft in diesem Jahr deutlich von der starken Rezession des Vorjahres erholen wird. Gegen Ende des ersten bzw. spätestens zum Ende des zweiten Quartals wird es deutlich bessere Wirtschaftsdaten geben. Der Aktienmarkt hat diese positive Stimmung in den vergangenen Wochen bereits vorweggenommen. Zum anderen spielt die Frage für Anleger eine entscheidende Rolle, wie man überhaupt noch sein Geld sinnvoll investieren kann. „Der eine oder andere Anleger bekommt bereit Bauchschmerzen wegen der hohen Kursbewertungen. Man darf trotz der Gemengelage nicht vergessen, dass eigentlich alle Assetklassen, aber vor allem Anleihen, sehr teuer geworden sind“, betont Klude. 

Die Frage, ob der Aktienmarkt aktuell überbewertet ist, wird derzeit von vielen Experten hitzig diskutiert. „Fakt ist, die Bewertungen sind hoch. Das Argument „Tina“ – „There is no alternative“ - hat die Aktienkurse angetrieben und wird sie voraussichtlich noch weiter antreiben“, erläutert der Experte. Er glaubt nicht daran, dass eine Blase platzt könnte wie in den Jahren 1999-2000 bzw. 2007-2008. „Die letzten Blasen sind immer dann geplatzt, wenn die Notenbanken angefangen haben die Zinsen zu erhöhen.“ Für 2021 scheint dies aber in weiter Ferne zu sein, da sowohl die EZB als auch die US-amerikanische Federal Reserve deutlich gemacht haben, dass sie die Zinsen nicht erhöhen werden. Das Gegenteil ist der Fall: Obwohl sich die Konjunktur bessert und die Inflation anzieht, wollen die Zentralbanken an dem Zinsniveau festhalten und weiter Anleihen kaufen. Insofern ist dies nach Einschätzung des Experten der größte Unterschied zur Vergangenheit.