17. September 2018

Warburg Navigator Marktkompass: „USA & Türkei: Der Vergleich. Macht Trump alles richtig, macht Erdogan alles falsch?“

Amerika brummt, die Türkei zerbröselt: Macht Trump alles richtig, macht Erdogan alles falsch? Während die Märkte komplett das Vertrauen in die Türkei verloren haben, steigen US-Aktien von einem Hoch zum nächsten. Fundamental ist das durchaus begründet. Denn in den USA liegen die aktuellen BIP-Wachstumsraten auf einem sehr hohen Niveau, während die Türkei kurz davor ist, Kapitalverkehrskontrollen einführen zu müssen – mit massiven Auswirkungen auf die Realwirtschaft. Die schlechte Lage in der Türkei hat aber nichts mit einer Verschwörung zu tun, sondern ist hausgemacht. Die Inflation ist sehr hoch, was die Währung in den Augen von Investoren weniger attraktiv erscheinen lässt. Die einzige sinnvolle Antwort darauf wäre – so Dr. Christian Jasperneite – höhere Zinsen, aber die verbietet Erdogan. Das ist in etwa so, als wenn man der schon angerückten Feuerwehr verbieten würde, einen Brand zu löschen. Wirtschaftspolitisch grenzt das an Wahnsinn. Doch macht Trump alles viel besser? Auf den ersten Blick scheint es so, aber der Boom lässt sich primär auf eine massive staatliche Verschuldungspolitik zurückführen. In einigen Jahren werden die USA dafür einen Preis zahlen. Zudem muss die zunehmende Verschuldung der USA weltweit finanziert werden, da die US-Sparquote zu niedrig ist. Mit den damit einhergehenden Kapitalimporten gehen zwangsläufig Handelsbilanzdefizite einher – das geht saldenmechanisch gar nicht anders. Damit führt Trump seine protektionistische Wirtschaftspolitik selbst ad absurdum. Denn er betreibt eine Politik, in der aufgrund fundamentaler volkswirtschaftlicher Zusammenhänge die Handelsbilanzdefizite eher noch weiter steigen als fallen. Eigentlich müssten Trump und Erdogan beide ein paar VWL-Einführungsvorlesungen besuchen.