Konjunktur & Strategie
6. August 2021

Die schleichende Strategiewende der EZB: Eine Analyse

Während die deutsche Inflation Rekordstände erklimmt, ist die Inflation in Italien zuletzt von 1,0% auf fast schon lethargische 0,9% zurückgegangen. Die EZB wird dies als Bestätigung sehen, den sehr expansiven geldpolitischen Kurs über eine sehr lange Zeit weiter zu verfolgen, um auch Ländern wie Italien eine Chance zu geben, deflationären Tendenzen dauerhaft zu entgehen. Gleichzeitig führt die stark steigende Geldmenge sowie die überbordende Liquidität in der Eurozone vor allem in Deutschland zu einem hohen nominalen BIP-Wachstum und erhöht damit perspektivisch die Disparität zwischen nördlichen und südlichen Ländern des Währungsraumes. Dabei benötigen gerade Länder wie Italien ein hohes nominales Wirtschaftswachstum, um eine drohende Überschuldung zu verhindern. Früher hätte diese ökonomische Konstellation zu einer Abwertung der italienischen Lira geführt – diese Option besteht nun nicht mehr. Damit wird eine dauerhafte Transfer- und Schuldenunion ein immer wahrscheinlicheres Szenario. Überhaupt hat man den Eindruck, dass die EZB langsam in ein neues geldpolitisches Regime überzugehen scheint, das am Ende eher politischen Zielen verpflichtet ist. So unerfreulich dies aus ordnungspolitischer Sicht auch sein mag; für Aktienmärkte muss diese Entwicklung zunächst nicht zwangsläufig schlecht sein. Mehr dazu in unserem aktuellen Flash.