Konjunktur & Strategie
27. August 2021

Keine Angst vorm „Tapering“

Seit dem Beginn der Corona-Pandemie feuern die Notenbanken aus allen Rohren. Mit Zinssenkungen und Anleiheaufkaufprogrammen wurde alles getan, um Staaten, Unternehmen und Privathaushalte liquide zu halten – und das zu günstigsten Finanzierungsbedingungen. Mittlerweile haben viele Volkswirtschaften die Corona-bedingten wirtschaftlichen Verwerfungen hinter sich gelassen. Da die Fiskalpolitik insbesondere in den Industrieländern in den kommenden Jahren sehr spendierfreudig bleiben wird, stellt sich die Frage, ob nicht zumindest die Geldpolitik den Fuß vom Gas nehmen sollte, um eine wirtschaftliche Überhitzung zu vermeiden. 

In den USA ist im Offenmarktausschuss der Notenbank bereits eine offene Diskussion darüber entbrannt, wann mit einer Rückführung der Anleihenkäufe begonnen werden und mit welchem Tempo dieses vonstattengehen sollte.  Konkretere Hinweise erhofft man sich von dem geldpolitischen Symposium der Kansas City Fed. Wir halten es jedoch für unwahrscheinlich, dass Fed-Präsident Powell bereits morgen konkrete Details zum Tapering nennen wird. Wir gehen davon aus, dass das Tapering im Oktober oder November beginnen wird, wobei ein monatliches Abschmelzen von 15 bis 20 Milliarden US-Dollar beschlossen werden könnte. Beginnt man mit dem Abschmelzen im Oktober, könnte es auf einen Betrag von 15 Milliarden US-Dollar hinauslaufen, startet man mit dem Tapering erst im Dezember, dürften es 20 Milliarden pro Monat werden. In beiden Fällen würde die Fed dann bis Mai 2022 das Anleihenkaufprogramm beenden.

Für Anleger sollte das bevorstehende US-Tapering keine gravierenden Auswirkungen haben. Die Renditen für US-Staatsanleihen könnten zwar leicht ansteigen, angesichts der anhaltend guten wirtschaftlichen Aussichten und des sich abzeichnenden Peaks bei den Corona-Neuinfektionen dürften die Aktienmärkte bis zum Jahresende dennoch weiter zulegen. Größter Gewinner des unterschiedlichen Tapering-Tempos zwischen den USA und der Eurozone ist der US-Dollar, der gegenüber dem Euro in den kommenden Monaten noch etwas aufwerten könnte. So scheint ein Wechselkurs von 1,15 EUR/USD bis Jahresende durchaus erreichbar zu sein.