Konjunktur & Strategie
13. August 2021

Konjunktur Deutschland: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Wenn ein großes staatliches Konjunkturprogramm aufgelegt wird, um die Wirtschaft zu stützen, dann lautet die Einschätzung vieler Volkswirte fast immer, dass dies allenfalls ein „konjunkturelles Strohfeuer“ entfache. Damit ist gemeint, dass administrativ verordnete ökonomische Wohltätigkeiten fast nie einen nachhaltigen positiven wirtschaftlichen Effekt haben. Aufgrund der Corona-Pandemie haben in den vergangenen 15 Monaten viele Länder gewaltige Konjunkturpakete aufgelegt, darunter auch Deutschland. Die beschlossenen Fiskalpakete summieren sich auf etwa 14 Prozent der gesamten deutschen Wirtschaftsleistung, hinzu kommen Bürgschaften und Garantien in einer Größenordnung von rund 30 Prozent des BIPs. Diese Zahlen legen nahe, dass diesmal nicht nur ein konjunkturelles Strohfeuer entfacht wurde, sondern dass der Aufschwung mehrere Jahre anhalten dürfte. 

Obwohl eigentlich alle Voraussetzungen erfüllt sind, die für eine schnelle und starke konjunkturelle Erholung in diesem Jahr notwendig sind, war die wirtschaftliche Entwicklung im ersten Halbjahr dennoch enttäuschend. Dies hat uns dazu veranlasst, unsere Wachstumsprognose für das Gesamtjahr 2021 von vier auf drei Prozent nach unten zu revidieren. Dies ist aber keineswegs ein Signal dafür, dass dem Aufschwung bereits die Puste ausgeht. Denn die Voraussetzungen dafür, dass die Konjunkturdynamik in den nächsten Quartalen spürbar anzieht – und das nicht nur über einen kurzen Zeitraum – sind definitiv gegeben. Für 2022 rechnen wir mit einer Wachstumsrate von fast fünf Prozent. Aufgeschoben ist eben nicht aufgehoben!