Konjunktur & Strategie
10. September 2021

Wachstum schwächelt – Aktienkursziele trotzdem angehoben

Der DAX steckt seit Anfang Mai die meiste Zeit in einer relativ engen Spanne zwischen 15.400 und 16.000 Punkten fest. Auch die überaus positiv verlaufende Berichtssaison für das zweite Quartal konnte dem deutschen Aktienindex – im Unterschied zum S&P 500 und den europäischen Stoxx50-Indizes – keine Impulse verleihen. Dies mag zum einen daran liegen, dass die Konjunkturprognosen für die deutsche Wirtschaft in diesem Zeitraum nach unten revidiert werden mussten, zum anderen könnte dies auf Unsicherheiten im Hinblick auf die bevorstehende Bundestagswahl zurückzuführen sein. Unter der Voraussetzung, dass es nach dem 26. September zu keinem Regierungsbündnis aus SPD, Grünen und der Linkspartei kommt, sollten die direkten Auswirkungen der Wahl auf den DAX gering sein. 

Die positiven Konjunkturaussichten spiegeln sich unseres Erachtens nach nur teilweise adäquat in den DAX-Gewinnerwartungen wider. Zwar ist seit Jahresbeginn der erwartete Gewinnzuwachs für das Jahr 2021 von knapp 25 auf fast 60 Prozent nach oben revidiert worden, gleichzeitig ist der prognostizierte Zuwachs für das Jahr 2022 aber von 16 auf vier Prozent gesunken. Damit ist das erwartete Gewinnwachstum geringer als das erwartete nominale Wirtschaftswachstum. Auch der Vergleich mit den Gewinnprognosen für andere Aktienmärkte zeigt, dass die Unternehmensanalysten für deutsche Aktien besonders vorsichtig sind. 

Unterstellt man, dass sich an der günstigen Bewertung zunächst nichts ändern wird, geht aber davon aus, dass die Unternehmensgewinne im nächsten Jahr nicht nur um vier, sondern um zehn Prozent zulegen, lässt sich daraus ein höheres DAX-Ziel zum Jahresende ableiten als wir es zuvor berechnet hatten: statt 16.500 kommen wir nun auf einen „fairen Wert“ von 17.000 Punkten. Auch für den Euro Stoxx 50 bzw. den Stoxx 50 sowie den S&P 500 heben wir unsere bisherigen Kursziele an.