16. Juni 2020

Carsten Klude im Interview mit dem Börsen Radio: "Geldpolitisches Perpetuum mobile läuft und läuft"

Party an den Aktienmärkten – wie passt das mit der realwirtschaftlichen Entwicklung zusammen? Das fragen sich viele Marktteilnehmer angesichts der Kurse, die in Richtung Allzeithoch rasen. Der Eindruck ist, dass die Fundamentaldaten kaum noch eine Rolle zu spielen scheinen. "Völlig losgelöst" zeigen sich die Kapitalmärkte von der momentanen Situation in Wirtschaft und Gesellschaft. Denn auch eine zweite Infektionswelle ist keineswegs ausgeschlossen. Hier dürften jedoch die Lehren und Erkenntnisse aus dem ersten Lockdown helfen, sagt Carsten Klude, Chefvolkswirt von M.M.Warburg & CO, im Interview mit dem Börsen Radio. "Die Erfahrungen lassen Politiker davor zurückschrecken,  eine staatlich verordnete Rezession durch einen weiteren Lockdown auf die Spitze zu treiben", erläutert der Experte.

Klude vermutet zwar, dass es zunächst zu einer V-förmigen Erholung kommen könne, sich die Wachstumsentwicklung jedoch rasch deutlich verlangsamen werde. So sei es auch bei der Finanz- und Wirtschatfskrise gewesen. "Auf der anderen Seite stehen jedoch die Notenbanken, die etwa ihre Ankaufprogramme zum Teil unlimitiert auf die Märkte losgelassen haben", sagt der Chefvolkswirt. "Das ist die geldpolitische Planwirtschaft und hat mit freien Märkten nichts zu tun." Die Volkswirte sprechen hier von "moral hazard" - Marktkräfte werden außer Kraft gesetzt, weil die Anleger nach opportunistischen Investments schauen in dem Wissen, dass ihnen die Notenbanken den Rücken freihalten. Klude: "Das Arsenal der Notenbanken ist im Grunde unbegrenzt. Das geldpolitische Perpetuum mobile läuft und läuft. Darauf verlassen sich die Marktteilnehmer."

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