16. Juni 2022

Droht jetzt eine Lohn-Preis-Spirale?

Ob beim Sicherheitspersonal am Flughafen oder in der Chemiebranche – die Rufe der Gewerkschaften nach höheren Löhnen sind in diesen Tagen laut. Sie alle fordern angesichts der rasant steigenden Inflation einen Ausgleich für ihre Beschäftigten, die für viele Dinge des täglichen Bedarfs bereits tiefer in die Tasche greifen müssen. Droht angesichts dieser Forderungen eine Lohn-Preis-Spirale? Und was bedeutet dies genau? 

„Unter einer Lohn-Preis-Spirale verstehen Ökonomen den selbst verstärkenden Wechseleffekt zwischen Lohnerhöhungen und dem Preisniveau“, sagt Simon Landt, Analyst im Private Asset Management bei M.M.Warburg & CO. Konkret beschreibt dies eine Entwicklung, bei der die Arbeitnehmer zum Ausgleich des Kaufkraftverlustes infolge der gestiegenen Preise höhere Löhne fordern. Das lässt wiederum die Kosten für die Unternehmen steigen, die diese in Form von Preisanhebungen für Produkte bzw. Dienstleistungen an ihre Kunden weiterreichen. Sind die Arbeitnehmer mit ihren Forderungen nach höheren Löhnen erfolgreich, startet die Lohn-Preis-Spirale wiederum von vorne und dieser Effekt setzt sich weiter fort. In der Folge steigt das Preisniveau weiter an und auch die Inflationsraten bleiben auf einem hohen Niveau.

Doch ist dieses Phänomen derzeit zu beobachten? „Hier ergeben sich regionale Unterschiede. Schaut man beispielsweise in die USA ist die Lohn-Preis-Spirale schon in vollem Gang“, betont der Experte. So ist im ersten Quartal dieses Jahres der Arbeitskostenindex um 4,5 Prozent gestiegen – der höchste Wert seit 20 Jahren. Dabei fallen die Lohnanstiege besonders hoch bei Jobwechslern aus, was auf ein frappierendes Missverhältnis zwischen Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage zurückzuführen ist. 

Wie die Lage derzeit in Deutschland zu bewerten ist und welche Implikationen sich aus einer Lohn-Preis-Spirale ergeben, erfahren Sie im Video.