Konjunktur & Strategie
6. Januar 2023

„Don’t fight the Fed!“ – Kapitalmärkte im Bann der Notenbanken

Das Kapitalanlagejahr 2022 wird man nicht so schnell vergessen. Geprägt wurde es von der Zinswende der Notenbanken. So erhöhte die US-Notenbank den Leitzins in sieben Schritten um 425 Basispunkte, und auch die Europäische Zentralbank beendete im vergangenen Jahr ihre expansive Geldpolitik mit vier Zinserhöhungen um insgesamt 250 Basispunkte. Vor allem dem Anleihemarkt bekam diese Zinswende nicht: Sowohl Staats- als auch Unternehmensanleihen erlebten ein Blutbad mit mehrheitlich zweistelligen prozentualen Verlusten.

Die ersten Handelstage des Jahres 2023 zeigten eine freundlichere Tendenz, sowohl Aktien als auch Anleihen starteten in das neue Jahr mit Kursgewinnen. Ursächlich hierfür waren die Inflationsraten aus einigen europäischen Ländern, die im Dezember stärker als erwartet gesunken sind. Entscheidend für die Geldpolitik der Notenbanken im Jahr 2023 werden zwei Dinge sein: Zum einen werden die Zinsen von der konjunkturellen Lage beeinflusst. Zum anderen, und dieser Aspekt ist der deutlich Wichtigere, haben die Federal Reserve und die EZB klargemacht, dass für ihre Geldpolitik die Bekämpfung der Inflation oberste Priorität hat. Die US-Notenbank hat mit den im Dezember veröffentlichten „Summary of Economic Projections“ gezeigt, dass sie davon ausgeht, dass der Leitzins bis Ende 2023 um weitere 75 Basispunkte von aktuell 4,25 bis 4,5 Prozent auf 5 bis 5,25 Prozent angehoben wird. Hält die US-Notenbank an dieser Einschätzung fest und trifft sie ihre geldpolitischen Entscheidungen so wie angekündigt, könnte sich hieraus allerdings ein Problem für die Märkte ergeben, da diese sich mit ihren Erwartungen von der Notenbank abgekoppelt haben.