Konjunktur & Strategie
25. Mai 2022

Droht eine Lohn-Preis-Spirale in den USA und in Deutschland?

Mit der Aussage „lieber fünf Prozent Inflation als fünf Prozent Arbeitslosigkeit“ ist Helmut Schmidt bis heute bei vielen in Erinnerung geblieben. Mit seiner Auffassung, dass es einen Trade-Off zwischen der Preisdynamik und der Arbeitslosigkeit gebe, griff der ehemalige Bundeskanzler das ökonomische Konzept der Phillips-Kurve auf. Spätestens nach der globalen Finanzkrise verlor dieses Konzept seine Bedeutung. Allerdings verdichten sich die Anzeichen, dass nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie die Phillips-Kurve womöglich ihr Comeback feiert. Aktuell liegen die Inflationsraten auf Rekordniveaus (USA: 8,3 Prozent, Deutschland: 7,4 Prozent), während die Arbeitslosenquoten neue Tiefstände erreichen (USA: 3,6 Prozent, Deutschland 5,0 Prozent). 

Wie nachhaltig die aktuelle Entwicklung ist und ob die Inflationsraten auf diesem hohen Niveau bleiben werden, hängt unmittelbar mit der Verfassung des Arbeitsmarktes und der Frage zusammen, inwieweit Arbeitnehmer höhere Lohnforderungen durchsetzen können. Eine stark ausgeprägte Lohn-Preis-Spirale dürfte Notenbanken dazu veranlassen, eine restriktivere Zinspolitik zu beschließen, wodurch sich der Gegenwind für die Konjunktur sowie Finanzmärkte erhöht.