Konjunktur & Strategie
25. August 2022

Ist der Wirtschaft noch zu helfen?

Es zeichnet sich deutlich ab, dass auf die deutsche Wirtschaft schwierige Zeiten zukommen. So deuten alle wichtigen Frühindikatoren darauf hin, dass Deutschland auf eine Rezession zusteuert. Die hohe und wahrscheinlich auch länger anhaltende Inflation wird zu einem deutlichen Kaufkraftverlust bei den Konsumenten führen, sodass es in Q4 zu einem deutlichen Rückgang der Wirtschaftsaktivität kommen wird. Für unsere BIP-Prognose bedeutet dies, dass wir für dieses Jahr mit einem Wachstum von 1,6 Prozent rechnen, für 2023 revidieren wir unsere Konjunkturprognose auf -0,4 Prozent nach unten. Die gute Nachricht ist, dass wir keinen konjunkturellen Einbruch wie während der Corona-Pandemie oder auch während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 erwarten. Große wirtschaftliche Ungleichgewichte, wie eine überbordende Schuldenaufnahme oder auch einen Aufbau von Überkapazitäten, können wir nicht erkennen, sodass der wirtschaftliche Abschwung vergleichsweise moderat ausfallen sollte.

Das aus unserer Sicht größte wirtschaftliche Risiko besteht darin, dass sich die Inflation als hartnäckiger erweisen könnte, als viele dies im Moment erwarten. So halten wir es für wahrscheinlich, dass aufgrund des starken Preisanstiegs der vergangenen Monate bereits eine Lohn-Preis-Spirale in Gang gekommen ist. Da davon auszugehen ist, dass die Europäische Zentralbank der Inflationsbekämpfung keine besondere Priorität einräumen wird – schließlich führen die hohen Preissteigerungsraten in der gesamten Eurozone zu höheren Steuereinnahmen und tendenziell sinkenden Schuldenquoten – dürfte eine zu lasche Geldpolitik ebenfalls dazu führen, dass der Inflationsgeist nicht so schnell wieder zurück in die Flasche zu bekommen ist.