Überraschungscoup statt Sommerloch: Obwohl sich die US-Wirtschaft in diesem Jahr besser schlägt als erwartet und die von vielen prognostizierte Rezession bisher ausgefallen ist, hat die US-Ratingagentur Fitch die Bonität der USA von „AAA“ auf „AA+“ herabgestuft und die globalen Aktienmärkte damit auf Talfahrt geschickt. Die Herabstufung der Bonitätsnote ist sicherlich ein Imageschaden für die USA, größere und nachhaltige Konsequenzen halten wir aber für unwahrscheinlich. Die Stellung des US-Dollar als globale Leitwährung sowie die grundsätzliche Attraktivität von US-Staatsanleihen sehen wir durch das schlechtere Rating nicht gefährdet, für Anleger stellt sich jedoch die Frage, ob sie bei einem Engagement in US-Treasuries neben dem Kupon mit Kursgewinnen oder -verlusten rechnen können/müssen. Die Beantwortung dieser Frage hängt zu einem erheblichen Teil von der weiteren Geldpolitik der Notenbank ab. Höhere Leitzinsen bzw. Erwartungen einer restriktiveren Geldpolitik führen normalerweise zu steigenden Zinsen und Kapitalmarktrenditen und umgekehrt. Da alle Notenbanken der Preisniveaustabilität verpflichtet sind, kommt somit der zukünftigen Inflationsentwicklung eine Schlüsselrolle bei der Prognose der Geldpolitik und der Zinsen zu.
Beim Blick auf die Konsumentenpreise in der Eurozone und den USA fällt auf, dass die Inflationsrate in den Vereinigten Staaten schneller und stärker sinkt als es bei uns der Fall ist. Die US-Statistikbehörde stellt für die US-Inflation zudem noch eine alternative Berechnungsweise zur Verfügung. Diese lehnt sich an die in der Eurozone verwendete HICP-Inflation an, bei der ein "harmonized index of consumer prices" verwendet wird. Dieser unterscheidet sich vom US-CPI-Index hauptsächlich darin, dass er die kalkulatorischen Mieten, die Immobilienbesitzer/-innen theoretisch zahlen müssten, ausklammert. Die US HICP-Inflationsrate betrug im Juni nur noch 1,4 Prozent, die Kerninflationsrate lag bei 2,3 Prozent. Aber nicht nur in den meisten Industrieländern lässt der Preisdruck nach, auch in vielen Schwellenländern ist eine positive Entwicklung erkennbar.
Da die Preisstatistiken alle miteinander hoch korreliert sind, also einen engen Gleichlauf aufweisen, gehen wir davon aus, dass auch in Deutschland und in der Eurozone die Inflation in den kommenden Monaten sinkt. Auf den Vorstufen der Konsumentenpreise, also bei Produzenten- Großhandels- und Importpreisen sind bereits jetzt deutliche disinflationäre Entwicklungen zu beobachten. Niedrigere Inflationsraten deuten demnach auch auf niedrigere Zinsen hin!
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