Konjunktur & Strategie
1. September 2023

Krise der deutschen Wirtschaft: Die Rolle Chinas

Beitrag von Carsten Klude

Die deutsche Wirtschaft schwächelt auch deshalb, weil wir nach wie vor ein Industrieland sind, in dem der Anteil des Verarbeitenden Gewerbes an der gesamten Wertschöpfung mit 20 Prozent deutlich höher ist als in vielen anderen entwickelten Volkswirtschaften. Wichtigster Handelspartner Deutschlands, gemessen an der Summe aus Exporten und Importen, ist seit 2016 China, das die USA und zuvor Frankreich in dieser Rangfolge abgelöst hat. Betrachtet man dagegen nur die Exporte, so zeigen sich in den letzten drei Jahren geradezu tektonische Verschiebungen. Während China im Jahr 2020 noch etwa gleichauf mit den USA das wichtigste Zielland für deutsche Exporte war, ist China inzwischen deutlich von den USA abgehängt und zudem in seiner Bedeutung von Frankreich und den Niederlanden überholt worden. 

Ähnlich wie in Deutschland hat die chinesische Wirtschaft aber nicht nur ein konjunkturelles, sondern vor allem ein strukturelles Problem. Angesichts der hohen Verschuldung sind weitere umfangreiche staatliche Fiskalprogramme zur Stützung der Binnenkonjunktur kaum noch finanzierbar. Man fühlt sich an die Situation Japans in den 1990er Jahren erinnert, als das Platzen der Immobilienblase zu jahrelanger Deflation und wirtschaftlicher Stagnation führte. Und noch eine Parallele weist China zu Ländern wie Japan und Deutschland auf: eine schrumpfende Bevölkerung. Da das Potenzialwachstum einer Volkswirtschaft, also das langfristig erreichbare Wirtschaftswachstum bei normaler Auslastung der Produktionskapazitäten, von der Entwicklung des Arbeitsangebots bzw. des Erwerbspersonenpotenzials sowie der Arbeitsproduktivität bestimmt wird, ist davon auszugehen, dass die Wachstumsraten Chinas in den kommenden Jahren deutlich zurückgehen werden. 

Ebenso wichtig: Auch wenn die nächsten US-Präsidentschaftswahlen noch mehr als ein Jahr entfernt sind, sollten sich alle Wirtschaftsnationen, für die der internationale Handel und insbesondere die Wirtschaftsbeziehungen zu den USA eine wichtige Rolle spielen, bereits heute mit den möglichen Auswirkungen einer Wiederwahl Donald Trumps beschäftigen. Sollte Trump erneut US-Präsident werden, droht ein neuer globaler Handelskrieg. Dies dürfte sich auf China und auf Deutschland negativ Auswirken. 

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