Konjunktur & Strategie
16. September 2022

Notenbanken im Angriffsmodus: Wie weit steigen die Zinsen?

In Deutschland haben sich die Konsumentenpreise im August um 7,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr verteuert, eine noch höhere Inflation gab es zuletzt Ende 1951/ Anfang 1952 mit Preissteigerungsraten von in der Spitze mehr als elf Prozent. Besserung zeichnet sich in absehbarer Zeit aber leider nicht ab. Im Gegenteil, in den kommenden Monaten dürfte die Inflationsrate bei uns prozentual zweistellige Werte erreichen. Diese Entwicklung hat mittlerweile auch die Notenbanken alarmiert. Nachdem diese – wie fast alle Ökonomen – die Inflation lange Zeit unterschätzt hatten, wird in jüngster Zeit versucht, mit Macht dagegenzuhalten. So hat die Europäische Zentralbank ihre Leitzinsen im Juli um 50 und im September sogar um 75 Basispunkte erhöht. Allerdings wirkt die Geldpolitik der EZB auch mit diesen Zinssätzen immer noch akkomodierend, also die Wirtschaft anregend. Um die Inflationsrate wieder in Richtung der Zwei-Prozent-Marke zu bewegen, muss der Leitzins also weiter angehoben werden. 

Für die Kapitalmärkte sind dies zunächst keine guten Nachrichten. Die Rendite für 10-jährige Bundesanleihen dürfte bis Jahresende Richtung zwei Prozent, die für 10-jährige US-Treasuries Richtung vier Prozent ansteigen. Am Aktienmarkt werden es zinssensitive Titel weiterhin schwer haben, vor allem Technologiewerte könnten von der Bewertung her wieder unter Druck geraten. Hinzu kommt, dass die restriktivere Geldpolitik die Aussichten für eine sanfte wirtschaftliche Landung verringert, wie die inverse Zinsstrukturkurve in den USA signalisiert.