Konjunktur & Strategie
24. Mai 2024

Sell in May and go away? Lieber nicht!

Beitrag von Carsten Klude

Das Sprichwort „Sell in May and go away" geht auf die Beobachtung zurück, dass die Aktienmärkte in den Sommermonaten tendenziell schlechter abschneiden. Die Idee ist, dass Anlegerinnen und Anleger ihre Aktienbestände im Mai verkaufen und bis zum Herbst, also bis Ende September oder Anfang Oktober, aus dem Markt aussteigen. Hintergrund dieser Strategie sind historische Kursbewegungen, die belegen, dass die Renditen in den Sommermonaten häufig niedriger sind als in den übrigen Monaten des Jahres. Doch weder die saisonalen Muster noch die Theorien, die sie erklären sollen, sind wirklich überzeugend. Unsere Untersuchungen zeigen, dass die „Sell in May“-Strategie definitiv keine Erfolgsgarantie verspricht.

Der Mai 2024 war bisher ein sehr guter Aktienmonat. Die meisten Indizes konnten zwischen drei und sieben Prozent zulegen und damit die Kursverluste aus dem April mehr als ausgleichen. Grund hierfür sind die positiven Rahmenbedingungen. So hat die Berichtssaison für das erste Quartal gezeigt, dass die meisten Unternehmen besser als erwartete Gewinne erwirtschaftet haben. Vor allem die großen US-Technologieunternehmen haben sich wieder einmal als wahre Gelddruckmaschinen erwiesen. Die höheren Gewinne werden vor allem von US-Unternehmen genutzt, um den Rückkauf eigener Aktien zu forcieren. Für Investoren lässt sich daraus eine einfache Schlussfolgerung ziehen: Wenn diejenigen, die ihr Unternehmen am besten kennen, dessen Aktien kaufen, warum sollte man das nicht auch tun?

Die weiteren Aussichten bleiben auch für den DAX gut. Die Berichtssaison ist so positiv verlaufen, dass die Unternehmensanalysten ihre Gewinnerwartungen für das Jahr 2024 nach oben revidiert haben. Trotz der guten Kursentwicklung in diesem Jahr ist der DAX mit einem KGV von 12,5 immer noch recht günstig bewertet, so dass unser zuletzt angehobenes Jahresendziel von 19.500 Punkten bald erreicht werden könnte. Wie könnte es danach weitergehen? Unter der Annahme, dass sich die Konjunktur etwas erholt, die Inflationsrate zurückgeht und die Zinsen leicht sinken, könnte der DAX bis Ende 2025 auf über 22.000 Punkte steigen. Bleiben größere Krisen aus, könnte der Index bis 2030 sogar auf rund 30.000 Punkte steigen. Für den S&P 500 würde dies analog Kursziele von 6.200 Punkten bis Ende 2025 und knapp 10.000 Punkten bis 2030 bedeuten. Mit anderen Worten: Investiert bleiben!